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Copenhagen Atomics – aus einer dänischen Küche in die Schweiz …

„Alles hat zu Hause auf unserem Herd angefangen,“ erzählte mir Thomas Jam Pedersen, einer der Gründer von Copenhagen Atomics, als er mich bei meinem ersten Besuch in Kopenhagen durch die damaligen Firmenräume und das Labor führte. 

Er hatte, um den Mechanismus eines Flüssigsalzreaktors nachzuvollziehen, mit seinen Kommilitonen in der eigenen Küche mit gebräuchlichem Haushaltssalz experimentiert und versucht, das Salz flüssig zu machen. Natürlich ohne das Hinzugeben von Uran oder Thorium. Das kam erst später …

Copenhagen Atomics war damals, als ich auf die Energie-Pioniere aufmerksam wurde, noch ein sehr kleines Startup, das sich überwiegend über Crowdfunding finanzierte.

Heute hat Copenhagen Atomcis – seit dem Umzug im Jahr 2023 an den neuen Hauptsitz in Tårnby, in der Nähe des Flughafens, – eine Fläche von 11.000 m² zur Verfügung, um an der Marktreife von modularen Flüssigsalzreaktoren zu arbeiten. Und ausgerechnet in der Nähe meiner Schwarzwald-Heimat wird diese Marktreife einen entscheidenden weiteren Schritt vorangebracht werden: in der Schweiz.

Meine Entdeckung von Copenhagen Atomics

Nach Fukushima habe ich verstärkt begonnen, mich mit Energie und Energiesystemen auseinanderzusetzen. Ich hatte viele Fragen, Sorgen, aber auch eine gewisse Skepsis, was die gängige Einschätzung der Gefahren der Kernenergie anging, die ich zwar nicht ungeprüft vom Tisch wischen wollte, die ich aber nüchterner sah.

Enorm spannend fand ich in diesem Zusammenhang als Ingenieur die neueren Entwicklungen in der Reaktortechnik. Ich erkannte, dass die Ängste von uns Menschen vor der Kernenergie überwiegend auf ältere Entwicklungen zurückgehen. Ich erkannte, dass die modernsten Reaktoren eine Funktionsweise haben, die geeignet ist, den Menschen die Ängste zu nehmen und sicher für die notwendige und günstige Energie zu sorgen, die wir als Menschheit brauchen. Und vor allem das Konzept eines Flüssigsalzreaktors hat mich davon überzeugt: Hier haben wir ein Energiesystem vor uns, das die vielen Probleme, die wir Menschen weltweit mit Energie haben, mit seiner bezahlbaren und umweltfreundlichen Beschaffung lösen kann.

Und so nahm ich Kontakt zu Copenhagen Atomics auf, um mehr zu erfahren und das junge Unternehmen als langgedienter Unternehmer zu unterstützen.

Copenhagen Atomics – mein Einstieg

Gegründet wurde Copenhagen Atomics von einer Gruppe von Wissenschaftlern und Ingenieuren, die sich vor allem an der Danmarks Tekniske Universitet, der Technischen Universität von Dänemark, in Kopenhagen trafen, um über die Möglichkeiten von Thorium- und Salzschmelze-Reaktoren zu diskutieren.

Es war ein kühler skandinavischer Tag, als mich Thomas Jam Pedersen am Flughafen mit seinem alten VW Passat abholte, was mir gleich sympathisch war, zeigte es mir doch, dass hier jemand mit viel Engagement bei sehr begrenzten finanziellen Mitteln unterwegs war. 

Seitdem ist viel geschehen. Damit noch mehr geschieht, unterstütze ich Copenhagen Atomics mittlerweile als Aufsichtsrat. Und mein Eindruck aus vielen Gesprächen der letzten Jahre ist: Es geht voran, mehr und mehr Entscheider in der Wirtschaft und auch in der Politik (wobei ich aktuell bei der deutschen Politik diese Vernunft noch nicht sehe) interessieren sich für das Konzept kleiner, günstiger, in Serie fertigbarer modularer Schmelzreaktoren, die radioaktive Abfälle und Thorium als Brennstoff nutzen können. Denn die Vorteile liegen, was die geringen Kosten, den geringen Platzbedarf, die Schnelligkeit des Baus eines Moduls (1 Tag!), die hohe Energieeffizienz (100 Prozent!) und auch die Sicherheit angeht, auf der Hand.

Eine Entwicklung, über die ich vor kurzem in einem Vortrag einer Tagung des Schweizer Nuklearforums [LINK https://www.nuklearforum.ch] berichten durfte. Eine Entwicklung, die gerade von der Schweiz, wie sich rund um das Nuklearforum zeigte, sehr aufmerksam beobachtet wird. Die Folge: der nächste Meilenstein auf unserem Weg hin zu sauberer, bezahlbarer Energie wird aller Wahrscheinlichkeit Ende 2025 / Anfang 2026 in der Schweiz in Angriff: Der Bau eines 1 Megawatt Test-Salzschmelzereaktors, der mit Thorium betrieben wird. Ich halte Sie auf dem Laufenden …

Ihr Wilfried Hahn

PS: Am Rande des Schweizer Nuklearforums wurde ich von Matthias Frei interviewt und das Gespräch ist nun im Podcast verfügbar. Hier können Sie reinhören