Ohne Fortschrittsblindheit in die Zukunft
Leider konnte ich nicht mitspielen: Deutsche Basketballmeisterschaft der Herren Ü70 2024 in Göttingen. Aber dass ich dabei sein konnte – und zuschauen, das Wochenende nach meiner Augen-OP, ohne Brille, glasklar: Das empfand ich als Geschenk. Als ein Geschenk des Fortschritts. Dieses Erlebnis, wie gut eine solch anspruchsvolle Operation heutzutage möglich ist, zeigt mir eindrücklich, zu welch guten Dingen die menschliche Erfindungskraft und der wissenschaftliche Geist fähig ist, wenn wir ihn wirken lassen. Wenn wir ohne Fortschrittsblindheit in die Zukunft gehen … – auch in der Frage nach der Nutzung der Kernenergie.
Fortschrittsblind in die Zukunft
Einige Tage vor meiner OP und der Meisterschaft erschien im Ressort „Spiegel Wirtschaft“ der Artikel „Verzicht auf Kernenergie. Mehrheit der Deutschen hält Atomausstieg für falsch“, der das Stimmungsbild ein Jahr nach dem Abschalten des letzten Atommeilers wiedergibt. Ein Stimmungsbild, das aus meiner Perspektive heraus, sehr vernünftige Gründe hat: Weil der so hartnäckige Fokus auf die Wind- und die Solarenergie eine Fortschrittsblindheit an den Tag legt, die ich für gefährlich halte: Für unsere Industrie, unsere Wirtschaft, für unsere Stellung in der Welt als deutscher Mittelstand, für unsere Gesellschaft.
Damit meine ich nicht, dass Wind- und die Solarenergie generell abzulehnen seien – das wäre ebenso fortschrittsblind. Fortschritte sind auch in diesen Bereichen erwünscht.
Aber bei vernünftiger Betrachtung wird klar, dass die Fokussierung auf Wind- und die Solarenergie – vor allem auch die monetäre Fokussierung, weil enorme Mengen an Geld- und Steuermittel in diese Techniken gepumpt werden – in eine Sackgasse führt: Weil Wind- und die Solarenergie nicht die Versorgungssicherheit gewährleisten können, die wir brauchen, um sicher in die Zukunft zu gehen. Weil wir uns mit diesen Energieformen so viel Probleme einhandeln, deren Lösung, oder Lösungsversuche, in keinem Verhältnis zum Nutzen steht. Weil wir mit der Kernenergie eine viel vernünftigere, effizientere, unproblematischer Energieform haben, die wir nutzen könnten – vor allem, wenn Sie die fortschrittlichen Formen der Energiegewinnung mit Anlagen der Generation IV ansehen.
Mit offenen Augen in die Zukunft
Das Interesse an modernen Formen der Energiegewinnung aus Kernenergie steigt, das erleben wir bei Copenhagen Atomics. Ein Interesse, das uns dahin gebracht hat, wo wir jetzt stehen: Kurz vor der Etablierung des ersten Probereaktors [mehr dazu in folgenden Artikeln]. Das zeigt die mediale Aufmerksamkeit, die zum Beispiel ein Berliner Startup wie Dual Fluid erfährt. Das zeigen die in die Höhe gehenden Investitionen in Ländern wie USA, England (hier federführend Rolls Royce), Frankreich, die die friedliche Nutzung der Kernenergie vorantreiben wollen.
Ich bin mir sicher, dass wir als Menschen ein Fortschrittsprojekt sind, angetrieben von unserer Vernunft und unserer Sehnsucht nach einem guten, erfüllten Zusammenleben. Es ist noch nicht so lange her, dass eine solche Augen-OP gar nicht möglich gewesen wäre. Nun aber konnte ich schon am gleichen Tag sehenden Auges nach Hause gehen. Ich bin ein Fan vom Fortschritt. Und wenn ich so einen Artikel wie den vom Spiegel lese (heute eben ohne Brille): „58 Prozent der Menschen in Deutschland [halten ]den Atomausstieg für falsch. Im Osten der Republik seien es sogar 78 Prozent.“, dann habe ich den Eindruck, ich bin damit überhaupt nicht allein.
Ihr Wilfried Hahn